gerne bin ich bereit, meinen körper der wissenschaft zur verfügung zu stellen. in diesem rahmen wurde ich heute von freundlichen charité-psychologen in einen
gehirnscanner geschoben, um umgeben von abgefahrenen
tarkowski-fiction-sounds irgendwelche kognitiven aufgaben zu lösen. leider fand diese aktion schon um 9 uhr statt, recht unmittelbar nach einer durchzechten samstachnacht.
ich lag also mit festgeschraubtem kopf bei irrer lautstärke in einem klaustrophobischen gerät, wurde grell angestrahlt und schlief trotzdem ständig ein.
bei einem reaktions-gewinnspiel in der röhre scheiterte ich daher auch kläglich, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war, meine augen offenzuhalten und immer genau dann blinzeln musste, wenn dieses blöde viereck erschien, auf das man mich zu konditionieren versucht hatte.
nach diesen etwas demütigenden tests hielt man noch eine überraschung für mich bereit. ob man mir wohl blut abnehmen könne. ich erwähnte meine generelle blutarmut, den sehr schwachen blutdruck und die unsichtbaren venen (dass ich beim anblick von blut gelegentlich kollabiere, sparte ich lieber aus), sagte aber klar, bitteschön, der forschung möchte ich nicht im wege stehen.
das tat sie dann schon selbst.
nervös huschten zwei studenten um mich herum und bemühten sich um meinen rechten arm. wieviel man mir denn abzapfen solle, fragte der eine die andere. hm, drei, meinte diese, blickte zu mir auf und fragte: ist das okay? drei was? liter? das ist nicht okay. ich versuchte mich zu beruhigen und blickte weg, als der stich erfolgte. schon schoss das blut aus der kanüle heraus. ähm, uns fehlt ein teil, um ein
closed system herzustellen, meinte die dame hektisch. derweil spritzte mein blut den ganzen vorraum voll, auf die sitzgruppe, den boden, meinen rock... die situation nahm dramatisch groteske züge an. aufgeregt wurde desinfektionsspray versprüht, ich kicherte schokiert, irgendwann zog endlich jemand diese kanüle aus meinem arm.
ich kam mir vor wie eine jahrmarktattraktion. der lebendige springbrunnen - kommen sie, stechen sie zu!
ich bin sehr gespannt auf den nächsten termin in sechs wochen. so ein leben als kontrollgruppe ist wirklich aufregend.
julysses - 7. Jan, 14:59